Es war Sommer 2008, ich hatte mir einen Monat zuvor mir den Traum erfüllt und mir meine Kawa gekauft... Sie war wunderschön wie sie da stand, die blau-gelbe Sonderlackierung glänzte in der Sonne und ich besah sie von allen Seiten. Das Teil war einfach unglaublich scharf und ich konnte mein Glück immer noch nicht fassen...
Ich wünschte in diesem Moment ich könnte wieder das Schwabenland mit ihr unsicher machen, doch davor gab es noch dringend etwas zu erledigen... ihre beiden Vorbesitzer, beides Tourenschleicher welche sie in einem Jahr gerade mal 3000 Kilometer über die Landstraßen gerollt hatten, hatten noch immer die original verbaute Säußeltüte hinten drangelassen, und die musste weg!
Also hatte ich die Kawa neben dem ohnehin schon bereitgelegten Werkzeug und der neuen Komplettanlage aufgebockt und machte mich an ihr zu schaffen. Das abbauen der originalen Anlage war leicht und ging in ein paar Minuten von der Rolle und irgendwann hatte ich dann auch den Bogen mit der Austauschanlage raus und nachdem ich mir eine Stunde darüber gewundert hatte warum das Verbindungsrohr ein einem Ende oval statt rund ist, kam ich dann letzten Endes zum Abschluss nachdem ich dieses mit einem Schraubstock zurechtgebogen hatte.
Der Frust der mich zwei Stunden lang geplagt hatte verschwand, als ich alles wieder fein säuberlich in die Garage geräumt hatte, mir die Lederkombi anzog, eine halbe Stunde meine Schlüssel suchte die natürlich warum auch immer im Badezimmer lagen und mich dann endlich auf die Kawa hockte um mich all den vorbeijagenden Motorgeräuschen anzuschließen.
Ich rutschte ein wenig auf der Sitzbank hin und her, machte mich hinter der Scheibe klein, setzte mich wieder normal auf und startete die Kawa. Nichts... Killschalter überprüft, der war aus, Zündung war an... ach der Seitenständer war ja noch unten, also eingeklappt, Motor gestartet und dann... geil!
Die ZX machte mit einem bestialischen Schrei auf sich aufmerksam und es dauerte keine Minute da gingen schon die Fenster der Nachbarn auf... irgendwer rief noch was, ich ignorierte es, zog Sturmhaube, Halstuch, Helm und Handschuhe an, schob die Brille unter das Visier, legte den ersten Gang ein und rollte vom Hof.
Vorsichtig Richtung Ortsausgang gesteuert hing irgend eine 600er Pokitodrehorgel hinter mir die mich provokant herausforderte schneller zu fahren, doch die Kawa wurde von mir immer penibel eingefahren und so zog der Kleine am Ortsausgang mit einem Wheelie an mir vorbei während ich mehr Augen für die junge Dame hatte die da gerade mit ihrer Dose mir entgegenkam... Ein Glück das ich dem Pokitobiker nicht gezeigt habe wo der Hammer hängt, denn in der Dose saß meine häusliche Regierung die nicht sehr begeistert gewesen wäre wenn ich lautstark auf dem Hinterrad an ihr vorbei gezogen wäre...
Ihr einen Kusshauch entgegengebracht hob sie nur den Daumen was soviel heißen sollte wie „Viel Spaß“...
Den hatte ich, sofern man das beim einfahren eben haben kann... ich zog langsam und entspannt über die Alp während diverse andere an mir vorbeizogen und als dann eine BMW mit einer FZ1 an mir vorbei gezogen waren, war es endlich soweit!
Die Kawa gab grünes Licht, ich setzte den Blinker, zog links raus und riss das Gas voll auf...
Der Dampfhammer unter mir katapultierte mich nach vorne und der Vorderreifen ging in beängstigende Höhe ehe er knallhart wieder auf den Asphalt aufsetzte und die Kawa sich weiter nach vorne über die nun leere Landstraße schob. Ich hatte das wohl breiteste Grinsen meine Lebens im Gesicht stehen und genoß den Ohrenschmauß den mir die ZX servierte. Sie klang einfach nur bestialisch geil und ich genoß jede Sekunde in den Drehzahlen über 6000rpm...
Von Drakenstein Richtung Wiesensteig runter, ein paar Mal die Rasten schleifen lassen ehe es auf der langen Geraden noch einmal richtig hergehen sollte... Kein Gegenverkehr, gar nichts, also Gas aufgerissen und noch wähend die Kawa sich mit einem lautenSchrei aufbäumt knallt es... Es knallt so gewaltig das mit die Ohren weh tun und ich sofort den Killschalter umlege... Kaum steht die Dicke presse ich meine Hände gegen den Helm auf die Stelle wo meine Ohren sich verbergen...
Große Scheiße, das dürfts gewesen sein... ich schaue an der Kawa runter und erwarte einen Anblick von Öl und Kühlwasser das auf den heißen Asphalt aus dem geplatzten Motor tropft doch nichts... Kein Öl, kein Kühlwasser, nichts läuft aus... also vorsichtig den Motor gestartet, sie ist abnorm laut, selbst im Standgas und das Echo ist im gesamten Wiesensteiger Tal noch zu hören.
Scheiße, den DB-Killer hatte ich nicht drinnen gehabt, aber was zu Hölle soll sonst am Endtopf im Eimer sein das die Kleine so laut ist? Ich stelle sie auf den Seitenständer, hoffe das sie nicht nach vorne den Hang runter rollt und dann stelle ich mir die große Frage, wo zum Teufel ist eigentlich mein Endtopf?
Ab dem Krümmer ist nichts mehr da, kein Verbindungsrohr, kein Endtopf, nichts... verwirrte Blicken gehen den Hang rauf, dort steht ein silber-blauer Partybus vor einem langen silbernen Objekt das dort auf der Straße liegt... Die beiden Beamten stehen direkt daneben und blicken auf den Boden und dann zu mir...
Das kann nicht wahr sein... mit einem ziemlich fiesen Grinsen im Gesicht hebt einer der beiden Beamten meinen Topf vorsichtig hoch und marschiert mir entgegen während sein Kollege den Bus hinter ihm her rollen lässt.
„Gehört der vielleicht Ihnen“, frägt der er mich und ich nicke nur ungläubig...
Dank der umfassenden Ausstattung des Partybusses und der freundlichen Unterstützung zweier sehr amüsierter Herren war der Topf schnell wieder montiert, die verlorenen Schrauben hatten die beiden in halbwegs passender Größe mit gehabt so das ich nach zwanzig Minuten wieder gemächlich den Ritt nach Hause antreten konnte...
Die Moral von der Geschicht, wenn du Schrauben nur handwarm anziehst um zu schauen ob alles richtig sitzt, vergiss vor Geilheit und Vorfreude auf den gleich anstehenden Ritt nicht sie später anzuziehen, denn sonst könnte das sehr, sehr peinlich werden...